Wup­per­tal 2021

30 Jah­re alt ˗ und ak­tu­el­ler denn je! 

25. In­ter­na­tio­na­le Pas­siv­haus­ta­gung: Ener­gie­ef­fi­zi­enz ist der Schlüs­sel

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Das Pas­siv­haus fei­ert 30. Ge­burts­tag – und ist ak­tu­el­ler denn je. Wie wich­tig es ist, Kli­ma­schutz bei Ge­bäu­den zeit­nah groß­flä­chig um­zu­set­zen, das zeig­te die 25. In­ter­na­tio­na­le Pas­siv­haus­ta­gung. Das Pas­siv­haus In­sti­tut mo­de­ri­er­te die Ju­bi­lä­ums­ta­gung, die für die Teil­neh­men­den über­wie­gend on­li­ne statt­fand, li­ve in der His­to­ri­schen Stadt­hal­le Wup­per­tal. Das For­schungs­in­sti­tut be­ton­te die Schlüs­sel­rol­le der Ener­gie­ef­fi­zi­enz für einen kli­ma­ver­träg­li­chen Ge­bäu­de­be­stand. Fei­er­lich wur­de es beim drei­fa­chen Ju­bi­lä­um so­wie bei der Ver­lei­hung des Pas­si­ve Hou­se Award 2021 an ins­ge­samt 14 Preis­trä­ger. Zum Ab­schluss kün­dig­te das Pas­siv­haus In­sti­tut die nächs­te Kon­fe­renz an: Die 26. In­ter­na­tio­na­le Pas­siv­haus­ta­gung wird im Früh­jahr 2023 statt­fin­den.

Schlüs­sel­rol­le Ener­gie­ef­fi­zi­enz

Rund 700 Teil­neh­men­de hat­ten sich für die 25. In­ter­na­tio­na­len Pas­siv­haus­ta­gung an­ge­mel­det, die auf­grund der stei­gen­den Co­ro­na-In­zi­denz kurz­fris­tig über­wie­gend on­li­ne statt­fand. In ei­nem ge­mein­schaft­li­chen Vor­trag leg­te das Pas­siv­haus In­sti­tut die Schlüs­sel­rol­le der Ener­gie­ef­fi­zi­enz für den Kli­ma­schutz dar. Durch äu­ßerst ener­gie­ef­fi­zi­en­te Ge­bäu­de könn­ten CO₂-Emis­sio­nen im Ge­bäu­de­sek­tor deut­lich ge­senkt wer­den. Bis­her wer­de je­doch beim Bau­en nicht aus­rei­chend auf Ef­fi­zi­enz ge­ach­tet, er­läu­ter­te Prof. Wolf­gang Feist, Grün­der des Pas­siv­haus In­sti­tuts. Auch bei Sa­nie­run­gen, die in großem Um­fang nö­tig sei­en, um einen kli­ma­neu­tra­len Ge­bäu­de­be­stand zu er­rei­chen, sei ei­ne ho­he ener­ge­ti­sche Qua­li­tät er­for­der­lich.

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Business as usual (BAU), weiter wie bisher zu emittieren ist keine Option, wie Prof. Wolfgang Feist und die Mitreferenten des Passivhaus Instituts bei der 25. Internationalen Passivhaustagung darlegten. © Passivhaus Institut
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Empfehlenswert für Sanierungen sei der energetisch hohe EnerPHit-Standard, wie Dr. Jürgen Schnieders vom Passiv-haus Institut erläuterte. Die gesetzlichen Vorgaben im GEG seien hingegen nicht ambitioniert genug. Andererseits sei auch eine beschleunigte Sa

Wenn schon denn schon!

Das Ge­bäu­de­ener­gie­ge­setz (GEG) ge­be je­doch einen am­bi­ti­ons­lo­sen Stan­dard vor, der den Kli­ma­zie­len nicht ge­recht wer­de, er­läu­ter­te Dr. Jür­gen Schnie­ders vom Pas­siv­haus In­sti­tut. Bei Sa­nie­run­gen sei es mit Blick auf die Ge­samt­kos­ten am öko­no­mischs­ten, den am­bi­tio­nier­te­ren Ener­PHit-Stan­dard um­zu­set­zen, den Pas­siv­haus-Stan­dard für Alt­bau­ten. Wenn oh­ne­hin die Mo­der­ni­sie­rung von Bau­tei­len an­ste­he, dann müss­ten die­se auf einen zu­kunfts­fä­hi­gen Stan­dard ge­bracht wer­den. Ei­ne be­schleu­nig­te Sa­nie­rungs­of­fen­si­ve, die deut­lich über die nor­ma­len Er­neue­rungs­zy­klen hin­aus­ge­he, sei da­ge­gen er­heb­lich teu­rer. Schwe­rer wie­ge noch, dass die da­für kurz­fris­tig be­nö­tig­ten Pla­ner und Hand­wer­ker rea­lis­tisch be­trach­tet nicht ver­füg­bar sei­en, so Schnie­ders.

Ho­he Qua­li­tät för­dern

Prof. Ben­ja­min Krick vom Pas­siv­haus In­sti­tut leg­te an kon­kre­ten Bei­spie­len dar, wie wich­tig es sei, zu­nächst den Heiz­wär­me­be­darf ei­nes Ge­bäu­des zu re­du­zie­ren. „Was wir heu­te beim Bau­en um­set­zen, legt uns für die nächs­ten Jahr­zehn­te fest. Wenn ich oh­ne­hin die Fens­ter er­neu­ern muss, dann las­se ich drei­fach ver­glas­te Fens­ter ein­bau­en. Das glei­che gilt fürs Dach und für den Putz an der Wand: Müs­sen die­se Bau­tei­le er­neu­ert wer­den, dann ma­che ich den Wär­me­schutz di­rekt mit“, führ­te Jes­si­ca Gro­ve-Smith vom Pas­siv­haus In­sti­tut aus. Als An­reiz da­für sei es wich­tig, nur noch Maß­nah­men zu för­dern, die zu ei­ner ho­hen Ener­gie­ef­fi­zi­enz führ­ten. Mitt­le­re Qua­li­tä­ten hin­ge­gen dürf­ten nicht wei­ter ge­för­dert wer­den. 

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Studio_Stadthalle.PNG Studio in der Historischen Stadthalle Wuppertal: Hier moderierte das Passivhaus Institut die 25. Internationale Passivhaustagung, die Verleihung des Passive House Award 2021 sowie die Jubiläumsfeier. © Passivhaus Institut
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Klimawissenschaftlerin Diana Ürge-Vorsatz legte die Folgen des Klimawandels auch bildlich dar: Flutkatastrophe in Belgien sowie klimatisierte öffentliche Räume zur Abkühlung während einer Hitzeperiode in Oregon, USA, im Sommer 2021. © Diana Ürge-Vorsatz

Jetzt han­deln!

Die Fak­ten zum Kli­ma­wan­del lie­fer­te Prof. Dia­na Ür­ge-Vor­satz vom in­ter­na­tio­na­len Kli­ma­rat der Ver­ein­ten Na­tio­nen, IP­CC. Die Kli­ma­wis­sen­schaft­le­rin mahn­te, häu­fi­ge­re Ex­trem­wet­te­rer­eig­nis­se als Aus­wir­kung des Kli­ma­wan­dels ernst zu neh­men und wirk­lich et­was da­ge­gen zu tun. Die CO₂-Emis­sio­nen müss­ten auf net­to Null re­du­ziert wer­den. An den Lö­sun­gen da­für ha­be der Ge­bäu­de­sek­tor einen wich­ti­gen An­teil. Ne­ben der Re­du-zie­rung der Emis­sio­nen durch ho­he Ener­gie­ef­fi­zi­enz for­der­te sie, je­des Ge­bäu­de mit PV-An­la­gen in ein klei­nes Kraft­werk zu ver­wan­deln. „Wir kön­nen nicht län­ger war­ten. Die nächs­ten zwei Jahr­zehn­te sind aus­schlag­ge­bend da­für, wie das Kli­ma die Men­schen in den nächs­ten zwei Jahr­hun­der­ten be­ein­flusst“, so Ür­ge-Vor­satz.

At­trak­ti­ve In­ves­ti­ti­on

Dass Ge­bäu­de im Pas­siv­haus-Stan­dard nicht nur ein Bei­trag zu Ener­gie­wen­de und Kli­ma­schutz, son­dern auch ei­ne at­trak­ti­ve In­ves­ti­ti­on sei­en, dar­auf ver­wies Prof. An­dre­as Pink­wart, Wirt­schafts­mi­nis­ter von Nord­rhein-West­fa­len und Schirm­herr der 25. In­ter­na­tio­na­len Pas­siv­haus­ta­gung. Die Ta­gung selbst sei ein wich­ti­ges Fo­rum für Ko­ope­ra­ti­on und Wis­sen­strans­fer. Dirk Mobers von der Ener­gie­Agen­tur.NRW und Mit­or­ga­ni­sa­tor der Ta­gung for­der­te Pri­vat­leu­te und Wohn­bau­ge­sell­schaf­ten da­zu auf, bes­ser zu bau­en, als ge­setz­lich vor­ge­schrie­ben und da­bei auch So­lar­tech­nik ein­zu­be­zie­hen. Als po­si­ti­ves Bei­spiel nann­te Mobers ne­ben dem Land­schafts­ver­band Rhein­land (LVR) auch Städ­te wie Aa­chen, Bonn, Köln und Le­ver­ku­sen, die sich dem Pas­siv­haus-Stan­dard ver­schrie­ben hät­ten.

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Plenarredner im Eröffnungsplenum: v.l. Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer NRW, Hartmut Murschall, Wirtschaftsministerium des Landes NRW, Dirk Mobers, EnergieAgenturNRW
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Prof. Dr. Dirk Messner | Präsident des Umweltbundesamtes Foto © Susanne Kambor

Quar­tie­re im Trend

Der Lei­ter des Um­welt­bun­des­am­tes, Prof. Dirk Mess­ner ver­wies in sei­nem Bei­trag auf die so­zia­len Aspek­te. Ener­gie­ef­fi­zi­en­tes Bau­en und Sa­nie­ren bie­te einen ho­hen Wohn­kom­fort, der für die Be­woh­ner einen sehr ho­hen Stel­len­wert ha­be. „Lasst uns Häu­ser und Quar-tie­re bau­en, die gut sind für die Leu­te“, so Mess­ner. Dr. Hart­mut Mur­schall vom Wirt-schafts­mi­nis­te­ri­um NRW stell­te so ein so­zia­les Kon­zept vor: Über 50 Kli­ma­schutz­sied-lun­gen, bei de­nen Ener­gie­ef­fi­zi­enz, Ar­chi­tek­tur und städ­te­bau­li­che Aspek­te ei­ne gleich­be­rech­tig­te Rol­le spie­len, sei­en in Nord­rhein-West­fa­len be­reits fer­tig ge­stellt, wei­te­re 50 ge­plant.

Neu­es wa­gen

Ober­bür­ger­meis­ter Uwe Schnei­de­wind er­klär­te, Wup­per­tal wol­le bis zum Jahr 2035 kli­ma­neu­tral wer­den. Der Pas­siv­haus-Stan­dard sei ein ent­schei­den­der Bau­stein da­für, die­se am­bi­tio­nier­ten Zie­le zu er­rei­chen. Der Um­welt­wis­sen­schaft­ler Ernst Ul­rich von Weiz­sä­cker stell­te die pro­vo­kan­te Fra­ge, ob die Bau­bran­che schon wis­se, dass Kli­ma zum großen The­ma ge­wor­den sei. „Nach­hal­ti­ges Bau­en ist Bau­kul­tur“, so for­mu­lier­te es Ernst Uhing, Prä­si­dent der Ar­chi­tek­ten­kam­mer Nord­rhein-West­fa­len. Ener­gie­ef­fi­zi­ent zu bau­en und zu sa­nie­ren sei für die Bau­her­ren ei­ne große Chan­ce, dau­er­haft Be­triebs­kos­ten zu sen­ken. Er for­der­te die Ar­chi­tek­ten da­zu auf, Neu­es zu wa­gen und in­no­va­ti­ve Pla­nungs­an­sät­ze zu rea­li­sie­ren, „Schritt für Schritt und Stein auf Stein“.

Ju­bi­lä­ums­fei­er

Die 14 Preis­trä­ger des Pas­si­ve Hou­se Award 2021 wa­ren über­wie­gend on­li­ne zu­ge­schal­tet. Sie nah­men die Aus­zeich­nung, die das Pas­siv­haus In­sti­tut in Wup­per­tal über­mit­tel­te, da­her vir­tu­ell ent­ge­gen und lie­ßen die Zu­schau­er an ih­rer gu­ten Stim­mung teil­ha­ben. Ins­ge­samt gin­gen 87 in­ter­na­tio­na­le Pas­siv­haus-Pro­jek­te für den Ar­chi­tek­tur­preis ein. Die Fei­er zum drei­fa­chen Ju­bi­lä­um schloss sich naht­los an. Für den 30. Ge­burts­tag des Pas­siv­hau­ses, zum 25­jäh­ri­gen Be­ste­hen des Pas­siv­haus In­sti­tuts so­wie zur 25. Aus­ga­be der In­ter­na­tio­na­len Pas­siv­haus­ta­gung gab es Hin­ter­grun­d­in­ter­views zur Ent­ste­hungs­ge­schich­te so­wie ei­ne pas­sen­de Tor­te.

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Die Preisträger des Passive House Award 2021 waren überwiegend online zugeschaltet und ließen die Teilnehmenden der Tagung an ihrer guten Stimmung teilhaben.
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Zwei Vorträge aus über 100 Präsentationen der #25intPHC: Sanierung einer Schule in Italien zum EnerPHit-Standard

Über 100 Re­fe­ren­ten

Wie viel­fäl­tig ener­gie­ef­fi­zi­en­tes Bau­en und Sa­nie­ren rund um den Glo­bus um­ge­setzt wer­den, das zeig­ten wäh­rend der vier Kon­fe­renz­ta­ge auch die über 100 Re­fe­ren­ten. In ins­ge­samt 16 Vor­trags­rei­hen stell­ten sie in­ter­na­tio­na­le Neu­bau­pro­jek­te, Quar­tie­re und Sa­nie­run­gen im Pas­siv­haus- bzw. Ener­PHit-Stan­dard vor, dar­un­ter in Spa­ni­en, Ita­li­en, Ka­na­da, Po­len, Groß­bri­tan­ni­en, Ös­ter­reich und Chi­na. Auch öko­lo­gi­sche Bau­stof­fe, so­zia­ler Woh­nungs­bau, Som­mer­kom­fort und Lüf­tungs­kon­zep­te wur­den in ei­ge­nen Vor­trags­rei­hen aus­führ­lich be­han­delt.

Ver­an­ke­rung in Po­li­tik

Aus- und Wei­ter­bil­dung so­wie Stra­te­gi­en für ei­ne noch grö­ße­re Ver­an­ke­rung von ener­gie­ef­fi­zi­en­tem Bau­en und Sa­nie­ren in Po­li­tik und Ver­wal­tung wa­ren eben­falls The­menschwer­punk­te der 25. In­ter­na­tio­na­len Pas­siv­haus­ta­gung. Die pas­sen­den Kom­po­nen­ten für kli­maf­reund­li­ches Bau­en stell­ten Her­stel­ler auf der ON­LI­NE Pas­siv­haus-Fach­aus­stel­lung vor, dar­un­ter Fens­ter und Lüf­tungs­an­la­gen. Ei­ne vir­tu­el­le Ex­kur­si­on führ­te zu be­ein­dru­cken­den Pas­siv­haus-Pro­jek­ten in Wup­per­tal und Um­ge­bung.

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Rechts: Erfahrungen mit dem ersten zertifizierten Passivhaus in Rumänien.
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Jan Steiger stellt als Teil der Geschäftsleitung des Passivhaus Instituts das lang erwartete PHPP10 vor

PHPP 10 ist da!

Für Pla­ner von Pas­siv­haus-Pro­jek­ten gab es zum Ab­schluss der Ta­gung ei­ne be­son­ders er­freu­li­che Nach­richt: Das Ener­gie­bi­lan­zie­rungs­tool PHPP ist in sei­nem zehn­ten Up­da­te ver­öf­fent­licht. PHPP 10 be­zieht un­ter an­de­rem Wär­me-pum­pen so­wie Split­ge­rä­te ein und bein­hal­tet einen Stress­test für Som­mer­kom­fort. Au­ßer­dem er­mög­licht PHPP 10 den Ab­gleich der Ener­gie­bi­lan­zie­rung mit ge­mes­se­nen Ver­brauchs­da­ten. Die Ver­öf­fent­li­chung der eng­lisch­spra­chi­gen Ver­si­on von PHPP 10 ist für das Früh­jahr 2022 ge­plant.

 

Um die nächs­te Ta­gung wie­der frü­her im Jahr an­zu­bie­ten, fin­det die 26. In­ter­na­tio­na­le Pas­siv­haus­ta­gung im Früh­jahr 2023 statt.

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